Digital Detox – Die multikommunikative Entgiftung zum Weihnachtsfest


Digitale Entgiftung zu Weihnachten

Wenn es draußen kälter wird, der Adventskranz einen festen Platz auf dem Wohnzimmertisch ergattert und die ersten Kalendertürchen geöffnet sind, nutzen viele Menschen die besinnliche Zeit, mal abzuschalten. Aber das „Abschalten“ der digitalen Geräte wird immer weniger, obwohl schon 2015 der TV-Spot der Deutschen Telekom suggerierte, im Kreise der Familie zum Weihnachtsfest das Handy und das Tablet in die Schreibtisch-Schublade zu verbannen. Einfach mal wieder auf Du und Du mit der bestmöglichen Aufmerksamkeit, die man seinem Gegenüber entgegen bringen kann. Geht das überhaupt noch?

Mittlerweile tue ich mich selbst schwer damit, das Smartphone während des Essens weiter als eine „Armlänge“ wegzulegen. Die digitale Abhängigkeit ist längst angekommen. Dazu kommt die Tatsache, dass die meisten Erwachsenen mit der erzieherischen Handhabung der digitalen Welt überfordert sind. Entweder rasselt es Verbote, oder der Umgang wird schlicht nicht kontrolliert. Sinnvoll ist wohl eher der Mittelweg.

„Mit vollem Mund spricht man nicht“ auf Digital übertragen

Sprüche wie „Mit vollem Mund spricht man nicht“ müssten auf die digitale Welt übertragen und erweitern. „Beim Essen bleibt das Handy draußen.“ So könnte eine Regel lauten, die der Digitalisierung Rechnung tragen würde, um die Würde der Kommunikation in bestimmten Bereichen des Miteinanders zu erhalten.

Ein „digitaler Detoxraum“ kann auch helfen, wenn man genug Räume zur Verfügung hat. Diese Räume sind für digitale Geräte tabu. Wichtig in der Erziehung ist dabei, gemeinsam mit den Kindern einen Weg zu entwickeln, der den vernünftigen Umgang mit der digitalen Welt sicherstellt und der auch deren Sicht auf die Dinge wiederspiegelt. Sie sind schließlich damit aufgewachsen, wir nicht in diesem Maße.

Die erste Reaktanz bei den Digitalen

Wenn in naher Zukunft die Roboter zuhause einziehen, um uns beim Putzen und Kochen zur Hand zu gehen oder unseren Kindern eine Gutenachtgeschichte vorlesen, müssen wir dann nicht irgendwann mal Stop sagen? Mit Begeisterung verfolgte ich einen Dialog auf Facebook, bei dem die ersten in Deutschland ansässigen Amazon-Kunden über den neuen Amazon Roboter Echobot berichteten. Viele haben sich nach ein paar Wochen dazu entschlossen, den Stecker zu ziehen.

Die Moral der Machbarkeit durchbrechen

Wenn auch das neue Moralmantra des Silicon Valleys die Moral der Machbarkeit proklamiert – Alles was machbar ist, wird gemacht – so muss das doch nicht in den privatesten Kreis der Familie in jeglicher Form eindringen. Und nur weil es machbar ist, muss man es nicht immer machen.

Verstehen Sie mich nicht falsch – Ich bin ein Fürsprecher der digitalen Möglichkeiten und nutze diese seit über 20 Jahren – meine erste Emailadresse hatte ich 1994 und erst gestern durfte ich die Microsoft Hololens testen, die augmentierte Realitäten ermöglicht. Die Möglichkeiten der Digitalisierung aus Unternehmenssicht sind ohne Zweifel riesengroß. Von den Konsumenten ganz zu schweigen. Aber die Nutzbarkeit der Digitalisierung muss sich auch in eine Gesellschaft einfügen können, bei der die Grundbausteine des Miteinanders weiterhin funktionieren – das hat auch schon bei der Industrialisierung geklappt. Bis heute kommunizieren wir miteinander – und zu bestimmten Zeiten des Jahres sollten wir uns vornehmen, diese Parameter des emotionalen Zusammenseins voll zu nutzen. Immer noch erlebt man den Moment mit dem Gegenüber intensiver als wenn ich den Moment mit 1000 Menschen auf Facebook teile – Selbst wenn ich dann viele Likes und Kommentare ernte, so ist doch der Moment schon wieder vorbei – Und vielleicht habe ich ihn gar nicht richtig erleben können, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt war, ihn mit meinem Smartphone festzuhalten.

Lassen Sie sich auf dieses geschichtsträchtige Abenteuer ein und schenken Sie Ihren Liebsten etwas, dass man nicht kaufen kann: Aufrichtige Aufmerksamkeit.

In diesem Sinne Handy aus und frohe Weihnachten!

Ihr und Euer Frank Mühlenbeck

 

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