Mit über 200.000 Abonnenten zählt Rechtsanwalt Christian Solmecke zu den deutschen Youtube-Stars – und das, obwohl er ein vordergründig trockenes Thema behandelt – Recht! Im Zuge eines gemeinsamen Videos habe ich ihm mal über die Schulter in den Maschinenraum geschaut und gelernt, mit welchen Hebeln und Tricks Christian seinen Youtube-Kanal managt.
Als sich heute morgen die Türen zu Christians Büro öffneten, strahlte der Raum bereits in professionellstem Studiolicht. Die Wand hinter seinem Schreibtisch beherbergt ein gerahmtes silbernes Youtube-Emblem, das ihm anlässlich seiner ersten 100.000 Abonnenten vom größten Videonetzwerk der Welt verliehen wurde. Mittlerweile durchbrach sein Kanal auch die 200.000er Grenze und erfreut sich einer ständig wachsenden Zuschauerzahl (Link zu seinem Kanal: https://www.youtube.com/user/KanzleiWBS/) . Mitten im Büro stehen zwei Spiegelreflex-Digitalkameras, die auf Stativen seine Themen aus zwei unterschiedlichen Perspektiven einfangen. Ein Knopfdruck von Christian, und die Schreibtischplatte fährt von der Sitzhöhe in Stehhöhe – sicherlich ein guter Weg, um dem Hauptdarsteller und seinen Gästen in den Videos noch mehr Dynamik einzuhauchen.
10 Videos an einem Drehtag
An diesem Donnerstagvormittag stehen für Christian 10 Videos auf dem Redaktionsplan, die dann in den nächsten Tagen gesendet werden sollen. Die Videothemen bespricht er mit seinem Team vorab. Für jedes Video gibt es einen ein – bis zweiseitigen Drehplan. Diesen liest Christian wenige Tage vor dem Dreh und gibt seinem Team in einer Feedback-Schleife wichtige Anpassungen mit auf den Weg, so dass er das fertige Skript vor dem Video noch einmal überfliegen kann. Nachdem das Mikrofon angebracht und der Ton getestet wurde, geht es auch schon los. Kamera ab. „Mein Name ist Christian Solmecke, Rechtsanwalt und Partner der Medienrechtsanwaltskanzlei Wilde Beuger und Solmecke!“ Fast automatisiert spult Christian seinen Eingangstext ab. Dahinter folgt ein kurzer Teaser, der das jeweilige Thema des Videos anspricht und den Zuschauer dazu verhaftet, geduldig den nun folgenden Start-Trailer anzusehen, bei dem kurz auf die Kanzlei referenziert wird. Danach folgt der eigentliche Inhalt des Videos, der meistens nicht länger als 4-9 Minuten dauert.
Themen, die bei der Zielgruppe brennen
Bei der Auswahl der Themen findet sich eine Mischung sowohl aus hochaktuellen Themen wie die derzeitig heiß diskutierte DSGVO als auch Evergreen-Themen. Ein Thema, dass sich sein Sohn von ihm wünschte, führt mittlerweile die Hitparade der meistgeschauten Videos von Christian an. Das Thema, dass sicherlich Evergreen-Charakter hat, stellte die Frage, was Lehrer dürfen und was nicht. Mit dem schön formulierten Titel „20 Dinge, die Lehrer nicht dürfen (aber trotzdem machen)!“ erreichte Christian bis heute rund 1,6 Millionen Zuschauer.
(Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=5OFn1dk131w)
Eine von vielen Reaktionen auf dieses Video war die Frage von Lehrern, was denn die Kinder dürfen und was nicht. Auch dazu produzierte Christian ein Video. Es zahlt sich also aus, immer ein offenes Ohr bei den Zuschauern zu haben, um darauf basierend neue Themen zu entwickeln. Aber auch virale Themen werden von Solmecke gern dazu genutzt, sie unter rechtlichen Gesichtspunkten zu beleuchten.
Requisiten bieten Abwechslung
Damit sich die Videos nicht nur inhaltlich, sondern bedingt visuell unterscheiden, arbeitet Christian häufig mit Requisiten. Dieses stilistische Mittel ist Schauspielern lange bekannt. Ich selbst durfte zuletzt an einem zweitägigen Rhetorik-Training teilnehmen, dass ein Regisseur leitete. Er verriet uns, dass spätestens nach 10 Minuten Sprechen der Vortragende ein neues Requisit nutzen sollte, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Christian setzt Requisiten auch zum Teil dazu ein, um am Ende das Vorschaubild des Youtube-Videos unterscheidbar zu machen.
Das Team dahinter
Im Alleingang ist eine so hohe Professionalität nicht möglich. Man braucht ein Team, dass die redaktionellen Video-Themen vorbereitet (Content-Team). Ebenso ist ein professionelles Video-Team sinnvoll, dass mit Licht, Bild und Ton umgehen kann und anschließend die Videos schneidet und schließlich auf die Kanäle distribuiert (Video-Team). Zuletzt wird der Kanal selbst beworben. Bei einer stattlichen Anzahl von über 200.000 Abonnenten ist eine gewisse Zahl an Zuschauern automatisch verfügbar. Aber neben Youtube existieren weitere Möglichkeiten, Traffic auf den Kanal zu schaufeln. Aus diesem Grund hat Christian den Youtube-Kanal in seine Kanal-Architektur integriert. Das hat zum Beispiel zur Folge, dass seine aktuellsten Videos in seinem wöchentlichen Newsletter untergebracht und verlinkt werden, so dass über den Newsletter weitere Zuschauer für die Videos gewonnen werden können. Entweder übernimmt diese Aufgabe das Content-Team, oder es gibt ein separates Team, dass für die Kommunikationskanäle zuständig ist.
Rechnet sich der ganze Aufwand?
Warum Christian diesen Aufwand betreibt? Social Media Kanäle können sich „unter dem Strich“ für Unternehmen rechnen. So präsentiert Christian Solmecke in seinen Videos Themenkompetenz, die ihm neue Mandanten für seine Kanzlei beschert.
Was Christian von vielen anderen Anwälten unterscheidet? Erfolgreiche Menschen haben sich häufig mehrere Kompetenzen angeeignet, die sie in die Lage versetzen, über den Tellerrand des eindimensionalen Business-Umfelds zu schauen. In Christians Fall hat er sich über sein Jura-Studium hinaus Kompetenzen im Bereich Informatik und Journalismus angeeignet, die ihm sehr frühzeitig Wege geöffnet haben, digitale Medien intensiver zu nutzen als der durchschnittliche Anwalt, der meist bis heute noch nicht im Internet angekommen ist. So ist auch zu erklären, dass Christian aufgrund seiner Medienaffinität sehr häufig im klassischen Fernsehen zu sehen ist.
Vielen Dank an Christian für die spannenden Insights seines Youtube Kanals.